Two-Tier ERP Strategie: Grundlagen im Überblick
Die Two-Tier ERP Strategie beschreibt eine Architektur, in der Unternehmen zwei unterschiedliche ERP-Systeme einsetzen: ein zentrales ERP-System (Tier 1) für den Hauptsitz und dezentrale ERP-Systeme (Tier 2) für Tochtergesellschaften und Vertriebsniederlassungen. Diese ERP-Systeme sind miteinander integriert und ermöglichen durchgängige, standardisierte und gleichzeitig flexible Geschäftsprozesse.
Warum ist das relevant? Moderne Unternehmen agieren zunehmend international. Eine Integration der Tochtergesellschaften in das eigene SAP-Ökosystem bietet erhebliche Vorteile, darunter Echtzeit-Berichtswesen, Datenkonsistenz, Prozessharmonisierung und höhere Transparenz.
Internationale Unternehmen setzen häufig ein zweistufiges ERP-Modell ein. Dabei kommt in der Zentrale ein leistungsstarkes und individualisiertes Tier-1-ERP-System zum Einsatz (z. B. On-Premise). Es ermöglicht eine zentrale Steuerung sowie strategische Analysen unternehmensweiter Daten und hilft der Führungsebene, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Auf Ebene der Niederlassungen oder Tochtergesellschaften werden hingegen schlankere ERP-Lösungen genutzt (z. B. SAP S/4HANA Cloud). Diese Systeme decken die operativen Kernprozesse ab und lassen sich nahtlos mit der Unternehmenszentrale sowie anderen Standorten verbinden.
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht ein Beispielszenario: Eine Tochtergesellschaft als Vertriebsstelle kann direkt aus dem zentralen Lager verkaufen, wodurch ein effizienteres Streckengeschäft entsteht.

SAP S/4HANA Public Cloud: Die strategische Wahl für eine Two-Tier ERP Strategie
SAP S/4HANA Public Cloud ist für das Two-Tier ERP-Szenario aufgrund folgender Eigenschaften eine logische Wahl:
1. Schnelle, einfache Implementierung:
Durch den „Best Practice“-Ansatz der Public Cloud erfolgt die Implementierung deutlich schneller als bei klassischen On-Premise-Lösungen. Die Lösung bietet Standardisierung, Skalierbarkeit und Flexibilität zugleich.
2. Geringere Komplexität und Kosten:
Keine eigenen IT-Ressourcen in den Niederlassungen/Tochtergesellschaften erforderlich: Das Clean-Core-Cloud-ERP kommt mit integrierter Wartung, Backup, garantierten Updates, Sicherheit und Compliance.
3. Lokalisierung:
Die Public Cloud deckt zahlreiche Länder und deren gesetzliche Anforderungen bereits ab.
4. Effizientes Change-Management:
SAP S/4HANA Public Cloud ist schlank und modern, lässt sich auf die spezifischen Kundenbedürfnisse anpassen und ist dadurch leicht einzuführen.
5. Nahtlose Integration mit dem Tier-1-System (Headquarter):
Standardisierte End-to-End-Prozesse zwischen Headquarter und Tochtergesellschaften sorgen für effiziente Abläufe.
SAP S/4HANA Public Cloud ist somit eine kosteneffiziente und leistungsstarke Lösung im Two-Tier Szenario und integriert sich nahtlos in eine globale SAP-Systemlandschaft. Die Lösung bietet eine hohe Skalierbarkeit und ist besonders vorteilhaft für wachsende Unternehmen, die neue Standorte oder Akquisitionen schnell und ohne zusätzliche Hardware oder IT-Aufwand integrieren möchten.
Die Wahl des richtigen Werkzeugs für eine erfolgreiche Einführung
Neben der ERP Strategie sind passende Werkzeuge entscheidend für eine erfolgreiche Integration und effiziente Geschäftsprozesse.
Im Folgenden stelle ich Ihnen vier Werkzeuge genauer vor:
SAP Data Replication Framework (DRF)
Das SAP Data Replication Framework ermöglicht die Replikation von Stamm- und Bewegungsdaten aus einem SAP-On-Premise-System über verschiedene Schnittstellen wie SOAP, IDoc, RFC oder Dateiformate. Zur gezielten Steuerung der Datenübertragung lassen sich Replikationsmodelle sowie Filterkriterien für einzelne Geschäftsobjekte definieren. Damit können nur relevante Daten selektiv und effizient übertragen werden.
Master Data Integration Service (MDI)
Der MDI-Service ist ein Cloud-basierter Dienst innerhalb der SAP Business Technology Plattform (BTP) und dient als zentrale Instanz für Stammdatenmanagement. Er übernimmt automatisiert die Konsolidierung, Qualitätsprüfung und Governance von Stammdaten. Dank nativer Unterstützung zahlreicher SAP-Anwendungen ermöglicht MDI eine nahtlose und systemübergreifende Stammdatensynchronisation. Durch automatische Transformationen werden die Daten bedarfsgerecht an die jeweiligen Zielsysteme angepasst. Der Service befindet sich in aktiver Weiterentwicklung und ist bereits heute ein wesentlicher Baustein für die Integration von SAP-Lösungen. Insbesondere in einer SAP-Landschaft mit mehreren SAP-Applikationen eine Effiziente Ergänzung zur Integration Suite.
SAP Integration Suite
Die SAP Integration Suite ist eine leistungsstarke Middleware auf der BTP und wird oft als „Schweizer Taschenmesser“ der Integration bezeichnet. Sie bietet maximale Flexibilität durch eine umfangreiche Bibliothek an Standardintegrationen sowie die Möglichkeit, eigene Integrationsszenarien zu entwickeln. Damit lassen sich sowohl SAP- als auch Non-SAP-Systeme problemlos in bestehende ERP-Landschaften einbinden. Zudem können kundenspezifische Logiken, Filtermechanismen und Datenanreicherungen individuell implementiert werden.
SAP Cloud Applikation Lifecycle Management (ALM)
Eine globale SAP-Architektur erfordert kontinuierliche Wartung. SAP Cloud ALM erkennt Fehlermeldungen in den einzelnen Systemen und konsolidiert diese in der Cloud ALM. Anschließend können die konsolidierten Fehlermeldungen proaktiv per E-Mail versendet oder Tickets in einem Jira-Board erstellt werden. SAP Cloud ALM ist im Produktumfang der SAP S/4HANA Cloud Public Edition enthalten.
Two-Tier ERP mit SAP S/4HANA Public Cloud – ein Fazit
Die Two-Tier ERP Strategie bietet internationalen Unternehmen eine flexible und effiziente Möglichkeit, zentrale Steuerung mit dezentraler Agilität zu verbinden. SAP S/4HANA Public Cloud in Tochtergesellschaften ermöglicht eine schnelle Implementierung, Skalierbarkeit, geringe IT-Kosten und nahtlose Integration in die zentrale ERP-Landschaft. Gleichzeitig unterstützt eine harmonisierte Daten- und Prozesslandschaft Echtzeit-Berichtswesen, Transparenz und standardisierte Abläufe.
Durch die vorgestellten Werkzeuge wie DRF, MDI, die SAP Integration Suite und SAP Cloud ALM wird die Systemarchitektur stabil, automatisiert und zukunftssicher. Unternehmen können so neue Märkte erschließen, ohne ihre IT-Komplexität unnötig zu erhöhen. Mit der zunehmenden Digitalisierung und Cloud-Technologie könnte sich die ERP-Landschaft weiter in Richtung Cloud-first-Ansätze entwickeln. Unternehmen sollten sich daher frühzeitig auf moderne, skalierbare Lösungen vorbereiten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
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